Gold bei den Inka - Tränen der Sonne
Das Inka-Reich war eines der mächtigsten Imperien der präkolumbianischen Welt. Es erstreckte sich im 15. und 16. Jahrhundert über weite Teile Südamerikas – von Ecuador bis Chile. In den Anden erbauten die Inka monumentale Städte wie Machu Picchu und entwickelten ein hochkomplexes Straßennetz, das selbst europäische Entdecker in Staunen versetzte. Ihre Gesellschaft war streng hierarchisch organisiert und eng mit dem Glauben an göttliche Mächte verbunden. An der Spitze stand der Sapa Inka, der als Sohn des Sonnengottes Inti verehrt wurde. Gold war für die Inka das heiligste aller Metalle, denn sie glaubten, dass es die Tränen der Sonne seien – ein göttliches Element, das Macht, Wohlstand und spirituellen Schutz symbolisierte.
Verehrung und Bedeutung
Für die Inka war Gold nicht nur ein wertvoller Rohstoff, sondern ein heiliges Material, das eng mit ihrem Glauben und ihrer Kultur verbunden war. Es galt als Verkörperung der Sonne und spiegelte das göttliche Licht von Inti, ihrem höchsten Gott. Deshalb zierte Gold die Tempel und Paläste des Reiches. Besonders beeindruckend war der Coricancha-Tempel in Cusco, dessen Wände mit massiven Goldplatten verkleidet waren und im Sonnenlicht hell erstrahlten. Doch das Gold der Inka diente nicht als Zahlungsmittel. Es war heilig und ausschließlich für religiöse Zeremonien, Opfergaben und Repräsentationszwecke bestimmt.
Goldene Rituale und Opfergaben
Gold spielte eine zentrale Rolle in den religiösen Ritualen der Inka. Priester fertigten goldene Figuren und Amulette an, die sie als Opfergaben den Göttern darbrachten. Diese wertvollen Objekte wurden in heiligen Seen wie dem Titicaca-See versenkt oder in den Gipfeln heiliger Berge vergraben, um die Götter zu besänftigen und Wohlstand zu sichern. Besonders bedeutsam waren die Inti Raymi-Feste, bei denen der Sonnengott gefeiert und reichlich Gold als heilige Gabe verwendet wurde.
Der Fluch der Eroberung
Mit der Ankunft der spanischen Konquistadoren unter Francisco Pizarro nahm das Schicksal der Inka eine dramatische Wendung. Als Pizarro erfuhr, dass das Reich über unermessliche Goldschätze verfügte, war seine Gier geweckt. Er nahm Atahualpa, den letzten Sapa Inka, gefangen und verlangte ein Lösegeld in Gold. Der Legende nach füllte Atahualpa einen ganzen Raum bis zur Decke mit Gold und Silber, um seine Freiheit zu erkaufen. Doch die Spanier hielten ihr Wort nicht – Atahualpa wurde hingerichtet, und das Gold des Inka-Reiches wurde geplündert und nach Europa verschifft, wo es als spanische Goldmünzen und Schmuckstücke die Schatzkammern der europäischen Adelshäuser füllte.

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Gold bei den Azteken - Geschenk der Götter
Im Hochland von Mexiko errichteten die Azteken eines der beeindruckendsten Reiche der präkolumbianischen Geschichte. Ihre Hauptstadt Tenochtitlán, erbaut auf einer Insel im Texcoco-See, war eine blühende Metropole mit Tempelpyramiden, Palästen und einem ausgeklügelten Kanalsystem. Die Azteken waren nicht nur gefürchtete Krieger, sondern auch hochentwickelte Astronomen, Architekten und Künstler. Ihre Gesellschaft war tief religiös geprägt und verehrte zahlreiche Götter, darunter Quetzalcoatl, den gefiederten Schlangengott. Gold spielte eine besondere Rolle in ihrer Kultur: Es galt als göttliches Geschenk und Symbol göttlicher Macht.

Göttlicher Ursprung und Symbolik
Für die Azteken hatte Gold einen göttlichen Ursprung. Sie glaubten, dass es von Quetzalcoatl geschaffen wurde, der es aus den Tränen der Sonne formte. In der aztekischen Kultur stand Gold für Unsterblichkeit, Macht und göttliche Autorität. Es diente nicht als Zahlungsmittel, sondern war ein spirituelles Symbol, das in Zeremonien und Ritualen Verwendung fand.
Kunsthandwerk und Pracht
Die Azteken waren herausragende Goldschmiede und fertigten filigrane Schmuckstücke, Masken und Zeremonialgegenstände aus Gold an. Besonders beeindruckend waren die Goldmasken, die bei religiösen Zeremonien getragen wurden, sowie die Brustschilde der Kriegerpriester, die ihre göttliche Macht symbolisieren.
Untergang durch Gier
Als Hernán Cortés 1519 nach Tenochtitlán kam, überwältigte ihn die Pracht der aztekischen Goldschätze. Montezuma II, der letzte Aztekenherrscher, empfing ihn mit Geschenken aus Gold, um den vermeintlichen Gott zu besänftigen. Doch Cortés und seine Männer waren von Gier getrieben. Es kam zur „Noche Triste“, in der die Spanier bei der Flucht aus Tenochtitlán viele Goldschätze im Texcoco-See verloren. Doch sie kehrten zurück, zerstörten das Aztekenreich und brachten das Gold nach Europa, wo es den Reichtum der spanischen Krone mehrte.
Fazit: Vom Segen zum Fluch
Für die Inka und Azteken war Gold mehr als nur ein wertvolles Metall. Es war ein heiliger Schatz, der ihre Verbindung zu den Göttern symbolisierte und ihnen spirituellen Schutz bot. In ihren prächtigen Tempeln, Palästen und Ritualen spiegelte sich die tiefe Verehrung wider, die sie diesem göttlichen Element entgegenbrachten. Doch was für sie göttliche Macht und Unsterblichkeit bedeutete, wurde durch die Gier der spanischen Eroberer zu einem Fluch. Das Gold, das als Geschenk der Götter galt, zog die Konquistadoren an und brachte Plünderung, Gewalt und schließlich den Untergang ihrer großartigen Zivilisationen.
Die einst blühenden Reiche wurden zerstört, ihre Kulturen unterdrückt und ihr heiliges Gold nach Europa gebracht, wo es den Reichtum und die Macht der spanischen Krone mehrte. Das Schicksal der Inka und Azteken zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie Gold sowohl Segen als auch Fluch sein kann – eine Lektion, die bis heute nachhallt und uns daran erinnert, wie eng Macht, Gier und Zerstörung miteinander verbunden sind.
In der nächsten Folge unserer Serie über die Geschichte des Goldes reisen wir nach Europa und tauchen ein in die Zeit der spanischen Konquistadoren und des Goldrauschs der Renaissance. Entdecken Sie, wie die unermesslichen Goldschätze der Neuen Welt den Wirtschaftsboom und den Machtaufstieg Spaniens befeuerten – und gleichzeitig den Grundstein für die globale Wirtschaft legten, wie wir sie heute kennen.